Neubaugebiet mitten im Ort nimmt Gestalt an

Neubaugebiet mitten im Ort nimmt Gestalt an

Luig-Areal Illingen

Es ist ein völlig ungewohntes Bild. Mitten im Ort entsteht ein großes Neubaugebiet: Das Luig-Areal in Illingen ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Leitspruch „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ umgesetzt werden kann. Statt ein neues Wohngebiet außen an den Ort anzudocken, wird die ehemalige Industriebrache umgenutzt.

Bis zu 40 Betriebe waren auf dem ehemaligen Industriegelände untergebracht“, berichtet die Leiterin des Illinger Bauamts, Ottilie Läkemäker. „Das war so nicht dauerhaft haltbar.“ Die Gemeinde nutzte die Chance, erwarb das gesamte Areal, riss die bestehenden Gebäude ab und hat jetzt ein Neubaugebiet, das auf allen Seiten vom Ort eingerahmt wird. Schnell stand fest, dass das Alten- und Pflegeheim St. Clara um einen Bereich mit betreutem Wohnen erweitert werden soll. Der Baubeginn ist noch für diesen Monat geplant. Die Erschließung des übrigen Geländes soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.

81 Schächte für Hausanschlüsse werden installiert. Jedes Grundstück braucht Zugang zu den Netzen von Wasser, Abwasser (Regen- und Schmutzwasser), Strom und Fernwärme sowie zu den Kommunikationsleitungen von Kabel-BW und der Telekom. Ein Teil des Geländes wird von außen her erschlossen, wie momentan in der Wilhelmstraße. Diese ist darum zwischen Bachstraße und Uhlandstraße für den Verkehr gesperrt. Die Straßen entlang des Luig-Areals werden für die Einrichtung der Hausanschlüsse Stück für Stück gesperrt. Nach dem aktuellen Abschnitt der Wilhelmstraße zieht die Baustelle in Richtung Norden, wofür die Uhlandstraße abschnittsweise gesperrt werden muss. Es folgen zwei Bauabschnitte auf der Luigstraße in Richtung Westen bis zur Abzweigung Ortszentrum. Je nach Zustand der Straßen wird hierbei nur ein neuer Deckbelag aufgebracht oder aber die Straße in allen Schichten neu eingebaut. Im August, so lautet der Plan, soll der Straßenbau soweit abgeschlossen sein, dass die Anschlüsse liegen und nur noch die oberste Schicht aufgebracht werden muss, der sogenannte Feinbelag.
Momentan sind an der Wilhelmstraße fünf bis sechs Arbeiter im Einsatz. Doch ab etwa Mitte März, wenn auch die Erschließungsarbeiten mitten im Gelände beginnen, werden es etwa dreimal so viele sein, erklärt Andreas Muxfeldt vom Unternehmen HSE Bau, das für die Arbeiten zuständig ist.

Die Großbaustelle mitten im Ort hat im Vergleich mit einem Baugebiet am Ortsrand Vor- und Nachteile zugleich. Das erläutert Gerhard Kratt von der ISTW Planungsgesellschaft mbH. „Zwänge und Überprüfungspunkte gibt es innerorts immer. Der Neubau von Straßen und Versorgungsleitungen ist ebenfalls gleich. Ein Nachteil ist hier, dass wir viel Verständnis von den Nachbarn brauchen. Dafür haben wir den Vorteil, dass fast rund um das Gelände schon Straßen vorhanden sind.

Im Zug der Arbeiten auf dem Luig-Areal wird das Gelände nicht nur für den Bau von Wohn- und Geschäftshäusern vorbereitet. Am südlichen Rand erfolgt auch eine ökologische Aufwertung. Der bisher verdolte Erbbach soll künftig auf einer Länge von etwa 200 Metern offen in einem geschwungenen Bachbett fließen. An den Kosten für die Renaturierungsmaßnahmen beteiligt sich das Land Baden-Württemberg mit einem Zuschuss von 70 Prozent, erklärt Läkemäker. Um das Bachbett aber neu anlegen zu können, muss erst noch ein neuer Kanal verlegt werden – bislang verlaufen dessen Rohre in unmittelbarer Nachbarschaft zur Verdolung. Weil die Fördermittel des Landes fristgebunden sind, muss der Bach bis November sein neues Bett erhalten haben.

Auf die Umwelt wird auf der Großbaustelle auch noch in anderer Weise geachtet. Ein Teil des Altmaterials, das vom Abbruch der früheren Fabrikgebäude übrig ist, wird vor Ort in einer mobilen Brecheranlage zerkleinert und vor allem in die Leitungsgräben wieder eingebaut. Dieses Verfahren schont Ressourcen und spart unnötige Lkw-Fahrten.

Vaihinger Kreizeitung vom 01.03.2012