Kreisverkehr in Kornwestheim

AN DER STUTTGARTER STRASSE GEHT'S BALD RUND

Kornwestheim. Ein Kreisverkehr soll Stuttgarter-, Linden- und Hornbergstraße verbinden – schneller als geplant..

Eigentlich war der Kreisverkehr in der Warteschleife geparkt. Erst für das Jahr 2013 sind 1,06 Millionen Euro dafür im Finanzplan veranschlagt. Jetzt stehen aber durch das große Layher-Wohnungsbauprojekt ohnehin größere Eingriffe in den Straßenraum an. Und nach Ansicht der Verwaltung ist das eine günstige Gelegenheit, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Schlechter Zustand des Straßenbelages, Fahrbahnabsenkungen im Kreuzungsbereich und anstehende Ampelreparaturen – all diese Fakten machen es laut Erstem Bürgermeister Michael Köpple sinnvoll, den Bau des Kreisels vorzuziehen. Zumal die Straße auch aufgerissen werden müsse, um den Abwasserkanal zu vergrößern. Der jetzige sei nicht auf die Wassermengen ausgelegt, die mit der Layher-Bebauung künftig anfielen, sagt Köpple. „Eine Sanierung des Kanals hätte aber auch angestanden, wenn das Layher-Projekt nicht gekommen wäre“, betont er. 2011 möchte die Stadt den Kreisel nun bauen – und wollte vom Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstag schon mal einen Baubeschluss einholen, damit rund eine Million Euro in den Haushalt 2011 eingestellt werden können. Thomas Zeltwanger und Manuel Bühler von der I·S·T·W Planungsgesellschaft mbH stellten vor, wie der Kreisel aussehen soll: Durchmesser 28 Meter, Fahrbahnbreite sechs Meter, Fahrbahnbreiten an den Zu- und Ausfahrten zwischen 3,5 und 4,25 Meter. Für die Fußgänger sind Zebrastreifen samt Mittelinseln geplant. Die Radfahrer will man über die Kreisfahrbahn führen.Beim Thema Radfahren ist es den Stadträten angesichts der Planung noch ein bisschen mulmig zumute. Die Radwege sollen 20 Meter vor und hinter dem Knotenpunkt auf die Fahrbahn geführt werden. CDU-Stadtrat Hans Bartholoma forderte, den Radfahrern dann zusätzliche 25 Zentimeter Fahrfläche zuzuschlagen. Manuel Bühler erklärte, das mache die Situation für den Radfahrer eher unsicherer, denn wenn die Straße breiter sei, lade das Autofahrer möglicherweise zum Überholen ein. Wobei klar sei: Sobald sich der Radfahrer im Kreisverkehr befinde, sei es tabu, ihn zu überholen. „Ich glaube aber, dass die Autofahrer darauf keine Rücksicht nehmen und trotzdem überholen“, beharrte Bartholomä, „und deshalb wollen wir die 25 Zentimeter mehr.“ Einen extra Radweg zu bauen, das hätte nach Verwaltungsansicht einen zu großen Stellplatzverlust und zu viele gefällte Bäume zur Folge.
Geh- und Radweg entlang der Stuttgarter Straße sollen in Zukunft, nur durch einen Streifen getrennt, beidseitig gemeinsam geführt werden – und zwar weiter weg von der Fahrbahn, hinter dem Grünstreifen. Davor soll es Platz für Bäume und Parkbuchten geben. Auch wie die Mittelinsel mit einem Durchmesser von zehn Metern aussehen soll, war Gegenstand der Erörterung. Hans Bartholoma wünschte sich eine Gestaltung mit ortshistorischem Bezug und schlug einen Lurchi vor. Sein Fraktionskollege Martin Ergenzinger wünschte sich vor allem, nicht „in einen Haufen wilde Büsche hineingucken zu müssen.“ Robert Müller, SPD, riet zu übersichtlicher Blumenbepflanzung. Bürgermeister Michael Köpple tendiert eher zu einem auffallenden, den Stadteingang betonenden Kunstwerk. „Wir werden bald präzisere Aussagen zur Gestaltung treffen können“, sagte er.

Obwohl aus den Fraktionen Einverständnis für den Kreisel signalisiert wurde, fiel kein Beschluss: Oberbürgermeisterin Ursula Keck vertagte auf Anregung der Freien Wähler den Tagesordnungspunkt, bis alle offenen Fragen geklärt sind – von der geplanten Umleitungsregelung während der Bauphase bis hin zu der Frage, was es kosten würde, das Projekt fallen zu lassen und Straßen und Ampeln herzurichten. Freie-Wähler-/FDP-Fraktionsvorsitzender Julian Göttlicher hatte außerdem gefordert, erst den Verwaltungs- und Finanzausschuss zu Wort kommen zu lassen, bevor die Entscheidung falle: „Wir können doch keinen Baubeschluss fassen, bevor nicht der VFA darüber gesprochen hat.

Finanzbürgermeister Dietmar Allgaier erklärte, grundsätzlich wolle die Verwaltung dazu übergehen, frühzeitig die Baubeschlüsse einzuholen. „Oft hatten wir nämlich im Haushalt Mittelanmeldungen, ohne dass es einen Baubeschluss gab, so dass man nicht wusste, ob der Gemeinderat das Vorhaben überhaupt umsetzen will oder nicht.“ Das sei in Hinsicht auf die Haushaltsehrlichkeit nicht optimal: „Die Zahlen sollen realistisch und solide voruntersucht sein. Wir wollen keine Überhänge oder Unterdeckungen.

Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung – 16.09.2010